„Ist Gott größer als der Himmel?“ Rezension einer gut lesbaren Dissertation über die Herausforderung einer Psalmübersetzung in Leichte Sprache

„Ist Gott größer als der Himmel?“ Rezension einer gut lesbaren Dissertation über die Herausforderung einer Psalmübersetzung in Leichte Sprache

„Ist Gott größer als der Himmel?“ Rezension einer gut lesbaren Dissertation über die Herausforderung einer Psalmübersetzung in Leichte Sprache

# Medien und Methoden

„Ist Gott größer als der Himmel?“ Rezension einer gut lesbaren Dissertation über die Herausforderung einer Psalmübersetzung in Leichte Sprache

Sonja Hillebrand

Ist Gott größer als der Himmel?

Die Herausforderung einer Psalmübersetzung in Leichte Sprache am Beispiel von Psalm 113

Universitätsverlag Osnabrück 2025

Kaufen Sie das Buch und lesen Sie es

Es gibt wenig Fundiertes zu Leichter Sprache, wenn es um die Bibel geht. Abgesehen davon räumt Sonja Hillbrand mit Vorurteilen auf, indem sie uns die Leichte Sprache als Objekt der Kommunikationswissenschaften in all ihrer akademischen Prozesshaftigkeit vorstellt. Wir können Leichte Sprache nicht länger lächelnd abtun und unsere Bibelübersetzungen selber zwischen Konfiunterricht und Erstkommunionkatechese anfertigen aus einer Übersetzung, die uns gefällt. Täten wir dies, spielten wir stille Post. Aber es geht hier um nichts weniger als den Sendungsauftrag, der uns die Verantwortung für die Verbreitung des Wortes Gottes übergibt. Und wir müssen auch nicht länger halbherzig und ungeschult an die Arbeit mit Leichter Sprache herangehen. Nach diesem Buch handelt jeder Mensch fahrlässig, wenn es dennoch geschieht. Ziel von Bibelübersetzungen in Leichte Sprache ist die Verständlichkeit von Bibeltexten für die Zielgruppe, also die Menschen, die Leichte Sprache in ihrem Alltag nutzen, so zu erhöhen, dass sie sie selber eigenwirksam ihren Glauben leben und verantworten können.

Sonja Hillebrand blickt auf die Kirchen, die mit der Bibel umgehen, auf die Wissenschaft, die Leichte Sprache in Kommunikationswissenschaften erforscht und Regeln bereithält, und klärt immer wieder Begrifflichkeiten, damit wir nicht länger aus Unkenntnis im Trüben fischen müssen.

Block A bis G – Ordnung muss sein, dann verstehen wir leichter

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis mag uns erschrecken ob der Fülle der Themen und Titel. Doch stellt sich die Einteilung in Blöcke als Glücksfall heraus. Lassen Sie einfach aus, was Sie nicht interessiert.

Block A           Leichte Sprache

Sonja Hillebrand erklärt Herkunft, Anwendung und Eigenheiten. Dazu braucht sie 70 Seiten. Spätestens beim Verweis auf die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierte DIN SPEC 33429 wissen wir, dass es ernst wird.

Block B           Biblische Texte in Leichte Sprache übersetzen

Sonja Hillebrand konzentriert sich auf die Arbeit des Deutschen Bibelwerkes. Diese Vereinfachung könnte man ihr übelnehmen, würde sie nicht auf die ohnehin bekannte Arbeit von Britta Lauenstein verweisen, die die Weite biblischer Texte in Leichter Sprache in ihrer Dissertation dargelegt hat.

Sie erklärt kundig und knapp, wie Bibel verstanden und übersetzt wird.

Block C           Ein neuer Begriff: Transkreation

Das Wort Transkreation kennen manche aus der Werbewirtschaft. Es wird erklärt und damit auch verdeutlicht, warum es für die Arbeit mit Leichter Sprache sinnvoll sein kann: Es entstehen neue Worte und Umschreibungen, auch Bilder, wenn ein exegetisch fundierter Bibeltext in die Welt der Zielgruppe für Leichte Sprache gebracht wird. Spätestens bei der Prüfung des Textes durch die Prüfgruppe, die aus Personen der Zielgruppe besteht, wird der Wert dieses Vorgehens deutlich.

Block D           Übersetzung von Psalm 113

Der Kern des Buches. Wunderbar zu lesen, anschaulich und anregend. Gut versetzt mit den gewohnten Faktoren eines Werkstattberichtes (Aufbau, Exegese, Begriffe, hebräische Sprache, gewohnte Sprache, Hermeneutik, … ).

Block E           Prüfung und Ergebnis der Arbeit an Psalm 113

Hier wird die enge Verzahnung mit dem Bibelwerk Stuttgart deutlich, wenn die Prüfgruppe dieselbe ist, die das Evangelium in Leichter Sprache prüft. Ich finde gut, dass wir den Vorgang der Prüfung nachvollziehen können. Wenn alle Menschen in der Prüfgruppe zwischen 50 und 60 Jahre alt sind und aus einem gemeinsamen Lebensraum kommen, schränkt das die Allgemeingültigkeit der Prüfung ein – aber nur, wenn wir Lesende das nicht selber in unsere eigenen Überlegungen einbeziehen.

Block F           Ertrag

Sonja Hillebrand formuliert den Ertrag der Arbeit. Hier wird uns Lesenden noch einmal deutlich, was ihr selber wichtig ist. Die Themen sind als Begriffe an den Beginn kurzer Abschnitte gesetzt:

Exegetisches Fachwissen

Gliederung, Text, Textformen

Theologische Signalwörter

Transkreation und Poesie

Block G           Das Potential von KI für das Übersetzen von Leichter Sprache

Diesen Abschnitt finde ich durch das Fehlen der ethischen Komponente von KI-Anwendungen und einer fehlenden Begriffsbestimmung so ärgerlich, dass ich lieber nichts dazu schreibe.

Was nach den Blöcken kommt

Das Literatur- und Quellenverzeichnis und der Anhang sind von großem Interesse für alle, die in die Tiefe gehen wollen. Insbesondere Anhang 1 kann für Neueinsteigende motivierend sein, weil mit 10 Schritten die Übersetzungsarbeit strukturiert wird. Anhang 2 ist das Transkript der Textprüfung. Interessanter Einblick.











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